Ein waschechter Scheiß-Tag
Es gibt Tage, da ist einfach alles Scheiße - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Auf einer Ranch kommt das sogar noch häufiger vor, als man das erwarten würde.
Es fing damit an, dass unsere (mittlerweile Ex-)Nachbarn morgens einen Elch auf unserem Feld gesehen hatten, und da unser Nachbar Jäger war und ich zuvor noch keinen Elch in freier Natur gesehen hatte, luden sie mich kurzerhand dazu ein, sie auf die Suche nach dem Elch zu begleiten.
Zum Feld, auf dem der Elch gesehen wurde, gehört auch ein kleines Waldstück, in dem sich während der Sommer- und Herbstmonate auch einige Bären aufhalten. Zeichen für sie fand man überall, in Form von Haufen, die jedem großen Hund alle Ehre gemacht hätten. Einer der Haufen war allem Anschein nach sogar von einem Grizzly! Leah bestätigte mir später, dass wohl tatsächlich ein Grizzly in diesem Stück Wald lebt, und dass ich deswegen auf keinen Fall alleine dort durch den Wald laufen sollte - was ich auch nicht vorhabe, dafür habe ich zu viel Ehrfurcht vor den Wildtieren hier.
Wir suchten den Wald also nach Haufen ab, die auf die Anwesenheit des Elchs hindeuten, fanden aber “nur” einige Hufabdrücke. Nach ein paar Stunden mussten wir die Suche dann abbrechen, weil es immer noch ein Wochentag war und unser Nachbar irgendwann anfangen musste, zu arbeiten.
Da der Umzug unserer Nachbarn kurz bevorstand und ich bei uns auf der Ranch noch nicht gebraucht wurde, half ich danach dabei, den Entenstall und -auslauf abzubauen und zu säubern, was auch einen kleinen Plastik-Teich voller Entendreck beinhaltete - von der Einstreu-Kloake im Stall ganz zu Schweigen.
Und kaum waren wir damit fertig und genossen einen kleinen Snack und heißen Apfeltee, um uns wieder aufzuwärmen, rief John an und sagte, er hätte eine wundervolle Aufgabe für mich: Das Säubern des Viehtransporters, den wir beim Kuhtransport von der Sommerweide zur Ranch verwendet hatten.
Ich bekam also eine kurze Einführung in die Verwendung eines Hochdruckreinigers, zog zwei Paar Arbeitshandschuhe übereinander an, schloss jeden Reißverschluss an meiner Jacke, den ich finden konnte und machte mich an die Arbeit.
Glaubt mir, knöcheltiefe Kuhfladensuppe spritzt beeindruckend weit, wenn man versucht, sie mit einem Hochdruckreiniger gen Ausgang zu bewegen. Und in eine beeindruckende Anzahl an Richtungen. Nach einer Weile hatte ich eine gute Technik gefunden, den ganzen Mist langsam, aber sicher, durch den Anhänger zu bewegen, ohne selbst zu viel Dreck ins Gesicht zu bekommen, aber ganz sauber davonkommen konnte ich trotzdem nicht - und am Ende war es irgendwie auch lustig, wie viel Scheiße ihren Weg auf meine Kleidung gefunden hat.
Das Erste, was ich nach Beenden der Arbeit gemacht habe, war dann aber trotzdem eine heiße Dusche und eine Vollwaschung aller meiner Hochdruck-Reinigungs-Klamotten.
culture · aboutme