Trip zum Chun T'oh Whudujut Park
Ein Ort, den ich besuchen wollte, seit ich zum ersten Mal von ihm gehört habe, ist der Chun T’oh Whudujut Park, ein Stück des weltweit einzigen borealen Inland-Regenwalds, das für Spaziergänger begehbar gemacht worden ist.
Der Park liegt auf halbem Weg zwischen Prince George und McBride, und Ben, der sich das ebenfalls nicht entgehen lassen wollte, ehe er zu seinem neuen Job nach Vancouver aufbrach, war schnell bereit, mit mir dieses Stück einzigartiger Natur zu besuchen.
Denn der Urwald dort ist einzigartig.
Die Lage in den westlichen Hängen der Rocky Mountains sorgt für regenreiche Sommer und schneereiche Winter, die den Wald so feucht halten, dass selbst bei Blitzschlägen nur der vom Blitz getroffene Baum niederbrennt - wenn überhaupt! Es gibt einige riesige Bäume, die ihre Krone mehr als einmal in ihrem langen Leben verloren und Ersatzkronen nachgewachsen haben. Den Prägnantesten dieser Bäume haben die Parkwächter “Baumbart” getauft, nach dem Ent im Herrn der Ringe. Denn die neuen Kronen wachsen nicht aus der zerstörten Spitze, sondern aus wichtigen Nebenästen, die dann in grotesker Art und Weise gen Himmel zu streben beginnen.
Die Ältesten der Riesen-Lebensbäume, die in diesem Wald wachsen, können nicht einmal richtig datiert werden, da ihre Kerne zerfault sind (und so Winterschlafplätze für Schwarzbären und Grizzlys geschaffen haben). Aber die Dimensionen der Bäume sind unvorstellbar, und in normalen Bildern eigentlich nicht festzuhalten.
Der Größte der Bäume im Park hat einen Durchmesser von über fünf Metern und wird auf ein Alter von bis zu 2.000 Jahren geschätzt. Die Schätzung wurde datiert auch anhand der Flechten und Moose, die auf seinem Stamm wachsen - und davon gibt es im Wald eine ganze Menge. Ein Teil der Bäume wirkt wie mit Gold bestäubt, andere als würden sie algige Bärte wachsen.
Doch auch dieser Wald leiden mittlerweile massiv unter menschlichen Einflüssen, besonders unter (respektlosen) Besuchern. Alle paar Meter entlang des etwas über einen Meter breiten Holzpfades stehen Schilder, auf denen darum gebeten wird, den Pfad nicht zu verlassen, um das sensible Boden-Ökosystem nicht zu beschädigen. Dennoch sind alle der größeren Bäume mittlerweile eingezäunt, da Besucher, die ein Bild direkt mit dem Baum haben wollten, auf die Wurzeln getreten sind oder die Stämme angefasst haben und so die schützende Schicht aus Moosen und Flechten zerstört haben.
Bei einigen der sehr alten Bäume sind die Parkwächter sich nicht sicher, ob die majestätischen Riesen diese Zerstörung ihres sensiblen Wurzelbewuchses überleben können. Neben den am Stärksten betroffenen Lebensbäumen sind Tafeln aufgestellt, mit Bildern wie der Wald um sie herum aussah, bevor der Park vor einigen Jahren geöffnet wurde, und wie sie heute (im Sommer) aussehen.
Aber trotz der doch deutlich sichtbaren menschengemachten Zerstörung war der Wald mit seiner frostig-verschneiten Atmosphäre ein echtes Spektakel, und der Anblick dieser majestätischen alten Bäume erfüllt mich mit Erfurcht und Dankbarkeit, dass die Holzfällarbeiten in diesem Teil des Waldes in den 90er Jahren erfolgreich gestoppt worden sind, um diesen wunderschönen Urnwald auch für zukünftige Generationen zu erhalten.
Bilder zu beiden Trips findet ihr in meiner Galerie unter “Reisen - Trips” im jeweiligen Ordner.
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