Comeback 2019
Copyright des Bildes liegt bei JUGEND für Europa – comeback 2019 ESK. Vielen Dank, dass ich es für diesen Beitrag benutzen darf!
Einmal im Jahr veranstaltet die deutsche Nationalagentur JUGEND für Europa das Comeback2019 - das große Event, zu dem alle, die in diesem Jahr aus einem Europäischen Freiwilligendienst zurückgekehrt sind, eingeladen werden.
Eine Party mit 250 Gleichgesinnten, und zugleich eine Quelle für Ideen, Motivation und neue Kontakte.
Freitag - Anreise, Rückblicke, Diskussionen
Schon gegen 6:00 Uhr morgens geht es an diesem Freitag bei mir los - die Fahrt nach Kassel, auch mit dem ICE, dauert knapp sechs Stunden. Dank Verspätung lerne ich so sogar schon vor dem offiziellen Eventstart einige andere ehemalige Freiwillige im Zug kennen, die für mich doch erstaunlich einfach zu erkennen waren.
Statt, wie eigentlich geplant, mehr als eine Stunde vor dem Event Kassel zu erreichen, huschen wir am Ende nur wenige Minuten vor der offiziellen Eröffnung in den großen Saal im Südflügel des Kulturbahnhof Kassels - und sind dabei noch nicht einmal die letzten. Die Stimmung ist fantastisch, alle sind aufgeregt und erfreut, unterhalten sich mit Leuten, die sie in ihren Ländern kennengelernt haben oder schon vorher kannten, aus Vorbereitungsseminaren und Ähnlichem.
Nach der offiziellen Eröffnung geht es dann erstmal für eine Rückblick-Runde in Kleingruppen mit den Leuten, die im selben Land wie ich waren. Da es sich dabei um nur eine Handvoll Personen handelt, werden wir mit Bosnien-Herzegowina und Kroatien zusammengelegt. Es geht beim Rückblick besonders über unsere Beziehung zu unserem Gastland, wie wir uns für unser Projekt entschieden haben und ob wir uns vorstellen könnten, wieder dahin zurückzukehren.
Anschließend geht es nach einer kleinen Pause weiter zur Podiumsdiskussion zum Thema “Europa und die Klimakrise - Setzt die Politik unsere Zukunft aufs Spiel?” - moderiert vom logo!-Moderator Tim Schreder. Dabei sind nicht nur anwesende Freiwillige mit ihren Statements an der Diskussion beteiligt, sondern auch Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und der Kassleler Ortssprecher der Fridays for Future-Bewegung. Es ist faszinierend, wie viele verschiedene Ideen und Ansätze, Überzeugungen und Wünsche es zur Klimapolitik gibt, und diese Live-Diskussion mitzuerleben war eines der (zugegebenermaßen, zahlreichen) Highlights des Wochenendes.
Bevor es schließlich zu den Unterkünften geht, finden sich die deutschen Regionalgruppen noch zum ersten Mal zusammen - Freiwillige, die in meiner Nähe wohnen, und mit denen man sich zusammentun kann, um neue Projekte auf die Beine zu stellen oder einfach einen gemütlichen Nachmittag mit Tee oder Kaffee zu genießen.
Und dann geht es auch recht zügig in die Jugendherberge und ins Bett, denn so schön der Tag war, anstrengend war er schon.
Samstag - Ins Gespräch kommen und neue Ideen gewinnen
Um neun Uhr geht es Samstags dann wieder los - eine Versammlung im Plenum mit einigen lustigen Spielchen zum Wachwerden und Begrüßung durch Mark Weinmeister, den hessischen Staatssekretär für Europaangelegenheiten, ehe wir uns in die vorab von uns gewählten Workshop-Gruppen begeben.
Ich habe mich für den Workshop “Mach was draus! Eigene Projektideen entwickeln und finanzieren?” entschieden, bei dem es um die Möglichkeiten geht, wie man regional, aber auch transnational Projekte planen und mithilfe des Europäischen Solidaritätskorps (über den der Freiwilligendienst mittlerweile auch läuft) tatsächlich durchführen und finanzieren kann. Die Vorgehensweisen erarbeiten wir dabei mit Projektideen aus unserer Gruppe, wodurch wir auch direkt Gleichgesinnte für unsere Ideen finden und Einblick in weitere Vorschläge und Probleme erhalten.
Beschwingt und voller neuer Motivation und Denkanstöße bereiten wir anschließend - wieder in neuen Kleingruppen - unsere Straßenaktion vor. Wir möchten einerseits unsere Präsenz auf den Straßen von Kassel zeigen und andererseits mit Passanten ins Gespräch über Europa und die Europäische Union kommen.
Meine Gruppe schreibt dabei eine Fußbodenzeitung im Bahnhofsgebäude, und ich erlebe zum ersten Mal die andere Seite der Stände-Mitarbeiter in einem Bahnhof, die das Gespräch mit zügig vorbeieilenden Passanten (zu denen ich in der Regel auch gehöre) suchen. Spoiler-Alarm: Es ist kein wahnsinnig gutes Gefühl, aber mit dem ein oder anderen kommt man dann doch ins Gespräch, und ein, zwei Jugendliche zeigen sogar Interesse daran, selber ein Freiwilligenjahr wie unseres zu machen.
Danach ist Zeit für eigene Ideen und Interessen, den “Your Space”. Einige setzen sich zusammen, um für die Uni Mathe- und Physikübungsblätter zu lösen, andere treffen sich zu einer Diskussion über grünen Kapitalismus. Ich setze mich mit einem kleinen Grüppchen an Interessenten zusammen, da wir für den ESK zwar Blogging-Seiten, Facebook-Gruppen und meineswissens auch Video-Blogs haben, aber etwas wie ein (inter)nationaler Radiosender oder eine Podcast-Sendung von Freiwilligen für (zukünftige und Ex-)Freiwillige noch fehlt. Dieses Projekt würde ich in der Zukunft gerne auf die Beine stellen und habe dafür Mitstreiter gesucht - und mit Erfolg gefunden.
Der Tag endet mit einem Abendessen in den Regio-Gruppen, inklusive Quizzen, Herausforderungen und Bühnenshow. Anschließend wird natürlich auch noch ein bisschen Party gefeiert, wobei ich mich, statt zu tanzen, lieber weiter in intensiven Gesprächen mit anderen Freiwilligen austausche.
Während nach Schließung des Bahnhofs viele Freiwillige noch in die umliegenden Clubs verschwinden, geht es für mich und einige weitere zurück zur Herberge, wo wir uns, ausgestattet mit Süßigkeiten und Keksen, noch gemütlich zusammensetzen und den Abend ausklingen lassen.
Sonntag - Ausblick auf die Zukunft
Der Sonntag beginnt mit dem Freiräumen der Jugendherberge - das Gepäck wird im Kulturbahnhof gelagert, aber wir werden nicht mehr in die Herberge zurückkehren. Auch an diesem Morgen machen wir uns mit einigen Spielchen wach, ehe wir für etwas über eine Stunde eine kleine Zukunftsbörse besuchen dürfen, zu der verschiedene NGOs ihre Stände aufgebaut haben und Infomaterialien für zukünftiges Engagement bereithalten. Neben Unicef und Greenpeace sind natürlich auch die Europeers und Entsendeorganisationen aus Deutschland mit vor Ort.
Anschließend geht es ein letztes Mal in die Regiogruppen, in denen wir uns darüber austauschen, mit welchen spezifischen Projekten man in Zukunft wieder zusammenkommen könnte und kommen auch hierbei auf einige gute Ideen - zum Beispiel ein Segeltörn über den Bodensee, als Möglichkeit des Austausches zwischen der älteren Generation und internationalen Jugendlichen.
Auch werden nun viele Kontaktdaten ausgetauscht, damit man in Zukunft voneinander hören kann - und damit man auf der Zugfahrt nach Hause nicht alleine ist.
Nach einer herzlichen Verabschiedung und Danksagungen im Plenum werden wir dann in den Tag entlassen, und neben mir bleiben auch viele andere noch ein, zwei Stunden für weitere Gespräche.
Aber irgendwann fährt auch mein Zug zurück an den Bodensee, und ich mache mich - Begleitung einiger anderer Freiwilliger, die in dieselbe Richtung unterwegs sind - auf nach Hause: Voller Ideen, Motivation und neuer Zukunftsaussichten, und endlich wieder einem genaueren Plan, wie es bei mir in den nächsten Jahren weitergehen könnte.
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