Land Unter im Camp
Die Sintflut oder: eine kleine Apokalypse
Im Winter hatten wir eine Weile lang Temperaturen, die auch tagsüber den Nullpunkt lange nicht überschritten haben. Der letzte Oktober war lang und golden. Und heute hatten wir einen Regensturm, wie ich ihn selten erlebt habe.
Wir waren gemütlich draußen am Heu zusammenscharren, hatten das Feld gerade fertig und waren dabei, eine kurze Pause zu machen, als die ersten Tropfen fielen.
Und dann ging innerhalb von fünf Minuten die Welt unter. Eine Wand aus Wasser, die aus allen Richtungen auf uns eingeprasselte, obwohl wir Schutz im bedachten Gemeinschaftsbereich suchten. Der Regen klatschte so laut aufs Dach, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte, und wenn man sich gegen die Stützpfeiler des Dachs lehnte, konnte man sie sachte vibrieren spüren.
Uns war klar, dass wir heute nicht mehr würden weitermachen können, und der nächste Bus, mit dem Linda und Narek zurück nach Velence gelangen konnten, war nur noch 20 Minuten entfernt.
Für die drei bis vier Minuten Fußweg zur Haltestelle eigentlich mehr als genug.
Wenn man dabei knöcheltief durch strömendes Wasser laufen muss, dann wird das schon recht knapp.
Wir kamen zusammen mit dem Bus an der Haltestelle an und verabschiedeten uns von den beiden Velencern, dann ging es die letzten paar Meter bis zum Haus weiter durch den nasskalten Wasserfall.
Nass bis auf die Haut verkrochen wir uns in unseren Zimmern und warteten, bis der Regen vorbeigezogen war - die Pferde wollten schließlich irgendwann noch Abendessen bekommen - was nach eineinhalb Stunden auch endlich der Fall war.
Zurück ins Camp haben wir unsere Schuhe nicht einmal mehr mitgenommen. Denn dort stand nun sowieso alles unter Wasser.
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