Baranta!

Bogenschießen, Säbelfechten, Peitschenschwingen

Fast jede Kultur hat im Laufe der Zeit ihre eigenen Kampfkünste und -techniken entwickelt. Nicht alle Kulturen konnten ihr Wissen jedoch bis heute bewahren und weitergeben.

Das Deutsche Langschwert ist in dieser Hinsicht so herausstechend und bekannt (und wird mittlerweile auf der ganzen Welt gefochten), weil es so unglaublich viele niedergeschriebene Aufzeichnungen davon gibt - meineswissens gibt es über 50 verschiedene Fechtbücher über die mittelalterlichen deutschen Fechtkünste.

Auch die Ungarn haben eigene Kampfkünste, einige davon haben sie im Mittelalter zu einer der gefürchtetsten Kampfkräfte Europas werden lassen. Und in den letzten Jahren wurde auch hier in Ungarn versucht, diese Kampfkünste wieder aufleben zu lassen und zu trainieren.

Da es dabei verschiedene, teilweise doch sehr unterschiedliche Disziplinen gibt, wurden die gesamten Künste unter dem Namen Baranta zusammengefasst.

Ein spannender Unterschied

In Europa wurde der Schwertkampf besonders vom Adel ausgeübt. Die verschiedenen Kampfsportarten, die im Baranta trainiert werden, kamen jedoch aus dem arbeitenden Volk - und daher werden die Waffen beim Baranta mit (für mich) vertauschten Händen gegriffen.

Der Gedanke dahinter ist, dass das arbeitende Volk die stärkere Hand lieber am unteren Ende der Waffe haben wollte, um im Endeffekt mehr Kraft zu haben, auch wenn sie dabei etwas an Beweglichkeit einbüßen.

Um diese Einbuße bei der Beweglichkeit aber wieder wettzumachen, werden alle Techniken immer mit beiden Händen geübt - gerade beim Kampf mit dem Kurzsspeer, dem Säbel und der Bullenpeitsche ist das besonders interessant, weil es einen nach einer Weile dazu befähigt, in beiden Händen gleichzeitig Waffen zu führen.

Eine Vielzahl an Disziplinen

Was mich am Baranta besonders reizt (natürlich konnte ich nicht wiederstehen, einer Baranta-Gruppe beizutreten) ist die große Vielzahl an Disziplinen, die dort ausgeübt werden.

Im Sommer wird draußen Bogenschießen geübt, aber nicht einfach nur stehend auf ein Ziel schießend, sondern einerseits Waffenwechsel zwischen Bogen und Säbel beim Rennen inklusive Schießen, allgemein Schießen in Bewegung oder im Sprung und ab und an - mit ausreichender Schutzkleidung und Maskierung sowie speziell dafür angefertigten Pfeilen - Schießen aufeinander. Dazu gehört auch, dass man mit dem Bogen Rollen und Fallen kann, was besonders beim Aufwärmen geübt wird.

Was ebenfalls auf den Sommer beschränkt ist, da im Winter in den Hallen nicht genug Platz dafür ist, ist das Bullenpeitschen-Schwingen. Einerseits klingt das laute Knallen sehr beeindruckend, aber vor allem kann man mit einer Peitsche seinen Gegner entwaffnen. Ich kann persönlich bezeugen, dass das funktioniert.

Eine weitere Disziplin, die nur draußen geübt wird, ist Axt-, Messer- und Metallkreuzwerfen.

Ab Anfang November wird dann in der Halle trainiert, da es draußen zu früh dunkel wird. Die Disziplinen, die in der Halle trainiert werden sind Säbel- und Schwertfechten, Speerkampf mit langen und kurzen Speeren und - und das freut mich am allermeisten - Ringen.

Beim Ringen üben wir nicht einfach nur verschiedene Techniken, sondern verbringen die zweite Hälfte des Trainings mit echtem Freikampf, meistens eins gegen eins bis einer aufgibt oder mit den Händen den Boden berührt, manchmal aber auch in Gruppen gegeneinander. Ein Kampf kann dabei bei ebenbürtigen Gegnern durchaus mal 15 bis 20 Minuten dauern.

Mit meiner Barantagruppe habe ich auch eine Gruppe an Gleichgesinnten in meinem Alter gefunden, mit denen ich nach dem Training noch aus- oder ins Kino gehe.

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