Reise nach Bratislava
Der Krimi davor oder: Über die Schwierigkeit, zehn Leute unter ein Dach zu bekommen
Wir haben alle nicht den grandiosesten Überblick über die Feiertage hier in Ungarn. Einige hatten generell frei, da zudem auch Schulferien sind, andere haben erst kurz vorher erfahren, dass der Freitag außerdem ein Brückentag ist. Tatsache ist jedoch, dass die Idee, gemeinsam nach Bratislava zu fahren, sehr spontan entstanden ist.
Eigentlich hatten wir zusammen nach Pécs gehen wollen, aber als der erste Wind davon bekam, dass wir vier Tage am Stück frei haben würden, kam die neue Frage auf - Wie wäre es mit Bratislava? Und zehn weitere Freiwillige haben geantwortet.
Das Organisieren der ganzen Sache erwies sich dann als deutlich komplexer als anfänglich erwartet. Auch in Bratislava hatten sie eine Reihe an Feiertagen und entsprechend waren fast alle Hostels, Hotels und Apartments ausgebucht oder völlig überteuert. Etwas zu zehnt zu finden (Nummer 11 konnte bei einer Freundin unterkommen) erwies sich als absolut unmöglich.
Das sollte uns jedoch nicht aufhalten. Kurzentschlossen verteilten wir uns auf verschiedene Unterkünfte zu bezahlbaren Preisen, die jeweils noch Plätze für zwei oder drei Personen frei hatten. Weniger als 24h vor der Fahrt nach Bratislava wurden die letzten Hostelplätze gebucht.
Drei Tage Bratislava
Nach den Frustrationen, die das Finden von Schlafplätzen mit sich gebracht hat - und dem Dämpfer auf die Stimmung des ein- oder anderen - war Bratislava umso schöner.
Wir hatten großes Glück mit dem Wetter, es war die meiste Zeit warm und erfreulich sonnig, nur der Wind konnte einen zum Frösteln bringen, wenn man zu lange am selben Ort stehen blieb.
Bratislava an sich fühlt sich sehr klein an - durch den Kern läuft man in einer halben Stunde, und auch das Schloss wirkt im Vergleich zum Budaer Schloss zierlich. Wollte ich die Stadt mit einem Wort beschreiben, wäre es wahrscheinlich “niedlich”.
Dafür steckt in diesen paar Straßen geballte Schönheit. Der gotische Martinsdom, das Michaelertor, die Blaue Kirche, der Präsidentenpalast, um nur ein paar Sehenswürdigkeiten zu nennen.
Tagsüber wirkt die Stadt fast ausgestorben, abgesehen von ein paar touristischen Führungen. Aber nachts steigt in den vielen kleinen Bars und Kneipen die Stimmung, mit gutem und günstigem Bier aus der Slowakei und Tschechien. So entspannen auch wir uns nach dem Tag auf den Straßen bei einem Getränk und Musik. Dank internationaler Bekanntschaften haben wir uns aus dem touristischen Teil der Stadt in versteckte Bars der Nebenstraßen zurückgezogen, die die Touristen noch nicht für sich entdeckt haben.
Die beste Idee, die wir auf diesem Trip hatten? Wenn wir uns in einer Restauration oder Bar niederlassen, werden alle Mobiltelefone in die Mitte des Tisches gelegt. Bis zum Zeitpunkt, an dem wir bezahlen, bleiben sie dort. Wir sind schließlich gemeinsam hier, und nicht alleine mit unserem Handy.
Ein Sahnehäubchen zum Abschluss
Aber jeder Ausflug geht einmal zu Ende, und so sagen wir uns Sonntags in den frühen Morgenstunden, nach ein paar Stunden Karaoke, Tschüss und machen uns auf den Weg zurück, zuerst zu unseren Hostels, später dann zu unseren Heimatstädten in Ungarn.
Tanja, Venla (die beiden Finnen) und ich verlassen Bratislava recht früh und kommen schon zur Mittagszeit in Budapest an. Wir haben das bewusst so geplant, damit wir, bevor unsere Züge uns weiterbringen, noch gemeinsam Bohemian Rhapsody im Kino anschauen können.
Unerwartete Erkenntnisse
Drei Dinge, die ich nicht erwartet habe, auf diesem Trip zu lernen:
- Auch in der Slowakei gibt es Kofola - ich habe es bisher für ein rein tschechisches Getränk gehalten, bin über diese Erkenntnis aber sehr glücklich.
- Anscheinend ist das Gefühl “Warum sind so viele Leute aus meinem Heimatland in der Stadt” universell - Spanier, Italiener, Franzosen, Deutsche, Österreicher, alles war vertreten. Und wir alle waren irgendwann an dem Punkt “egal wo ich hinkomme, mein Heimatland ist schon da”. Abgesehen von den Finnen.
- Die Finnen haben ein Wort dafür, sich alleine, nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet zu Hause zu betrinken. Es lautet Kalsarikännit.