Im Galopp ins Ziel

Über die Grenze und wieder zurück

Das Training für berittenes Bogenschießen fiel dieses Wochenende aus, da in Komárno, einer Stadt in der Slowakei, direkt an der Grenze zu Ungarn (der ungarische Teil der Stadt, auf der ungarischen Seite der Donau, heißt Komárom) ein Wettbewerb der Kassai-Schützen stattfand.

In Komárno ist der Stützpunkt von einem der Kassai-Klans, ein schöner, großer Hof mit ein paar Hunden und Katzen, den großen grauen ungarischen Rindern und einem Schießgrund für die Reiter.

Schützen aus ganz Ungarn sind angereist, teilweise schon ein, zwei Tage früher, damit die Pferde sich von der langen Fahrt erholen können. Auch von unserem Klan sind ein paar Leute da, viele - wie Sebastian und ich - nur zur Unterstützung und nicht um teilzunehmen.

Mehr als nur bunte Gürtel

Die Teilnehmer tragen Kaftáns, die Farbe des Stoffs zeigt ihren Rang an. Vom ersten Anfängerrang bis hin zum ersten Meisterrang ist jeder Rang vertreten.

Aus den Schützen sticht - nicht nur wegen der leuchtend gelben Farbe des Kaftáns, die signalisiert, dass es sich hierbei um einen Schützen des dritten Fortgeschrittenenlevels und damit dem letzten Rang vor Meister handelt - ein sechzehnjähriger Junge hervor, der am Ende des Tages auch die höchste Punktzahl erreicht.

Hervor sticht er deswegen, weil das Aufsteigen in den Rängen nicht so einfach ist, wie man das vielleicht hoffen mag.

Aufsteigen kann man nur, wenn man in zwei Wettbewerben die für den nächsten Rang vorgegeben Punktzahl mindestens erreicht hat, dann von seinem Klananführer im Trainingsumfeld ein weiteres Mal auf die Punktzahl geprüft wird und auch dort die Punkte erreicht. Es gibt drei Anfängerränge, drei Schülerränge, drei Fortgeschrittenenränge und dann beginnen die Meisterränge.

Und ein Wettbewerb findet nicht jedes Wochenende statt.

Dieser 16jährige muss also schon als kleiner Junge erfolgreich beim Kassai-Schießen teilgenommen haben.

Im vollen Galopp

Das Schießen an sich war ebenfalls extrem fesselnd.

Die Reiter haben neun Runden, um so viele Punkte wie möglich zu machen - einzige Voraussetzung? Die Bahn, auf der die Pferde entlanglaufen, muss in 20 Sekunden passiert sein, dauert es länger, zählen die geschossenen Punkte nicht. Ist man schneller, werden die eingesparten Sekunden als Punkte zu den geschossenen dazugezählt.

Die Pferde galoppieren in gerader Linie von Lichtschranke zu Lichtschranke, während der Reiter in dieser Phase so viele Pfeile wie er kann schießt.

Einige der Anfänger schaffen nur ein oder zwei Pfeile pro Lauf. Der 16jährige schafft zwölf. Am Ende kommt er auf über 230 Punkte - für den ersten Meisterrang braucht er 210. Nächste Saison wird er wahrscheinlich in braun-blau antreten.

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